Wie läuft ein Deeskalationstraining ab?
Deeskalation soll dem Auftreten von Aggression und Gewalt entgegenwirken und ist überall relevant, wo die Wahrscheinlichkeit für angespannte Situationen erhöht ist. Mitarbeitende im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen sind in ihrem Arbeitsalltag immer wieder mit aggressiven Verhaltensweisen konfrontiert. Auch Übergriffe sind möglich, die bei einem Drittel der befragten Arbeitnehmer*innen zu starken Belastungen führen. Lange Zeit war das Thema tabuisiert. Glücklicherweise hat sich der Umgang damit in den Einrichtungen mittlerweile verändert. So wird zur Prävention immer häufiger ein professionelles Deeskalationstraining genutzt. Es dient dazu, Aggression vorzubeugen oder bei Bedarf kompetent zu bewältigen. Auf das Thema vorbereitet zu sein und ein offener Umgang damit wirken sich positiv auf das Belastungsempfinden und die Arbeitsfähigkeit aus. Mit der geeigneten Handlungsroutine lassen sich Bedrohungssituationen souverän lösen. Doch wie läuft ein Deeskalationstraining ab? Erfahren Sie mehr über Inhalte und Methoden.
Ziele eines Deeskalationstrainings
Das Deeskalationstraining vermittelt Strategien, die in Konfliktsituationen angewendet werden sollen. Das Training dient dazu, Erfahrungen zu sammeln und an neue Erkenntnisse zu gelangen. Teilnehmer*innen lernen neue Möglichkeiten, auf aggressives oder herausforderndes Verhalten professionell zu reagieren. Hierbei erhalten sie einen sicheren Raum, um die gelernten Methoden auszuprobieren und zu üben.
Das Deeskalationstraining ermöglicht ein Verständnis für unterschiedlichste Verhaltensweisen von Klientel. Es eröffnet nicht nur neue Sichtweisen und Bewertungen, sondern erweitert auch die eigene Handlungskompetenz. Ziel ist es, einen „Werkzeugkasten“ verschiedener Methoden zu erwerben, die sich je nach Situation flexibel einsetzen lassen.
Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis
Da wir Deeskalationstechniken praxisnah vermitteln, lassen sich diese danach einfach in den Alltag integrieren. Dabei gilt unser Grundsatz „So viel Theorie wie nötig und so wenig wie nötig“. Im Vordergrund stehen das praktische Training und die Selbsterfahrung. Mitgebrachte Beispiele, Selbstreflexion, Dyadenarbeit (Paarübungen) und Demonstrationen der Dozent*innen sorgen für eine lebendige Theoriegestaltung. Bereits bei der Theorievermittlung wird der Trainingsraum eröffnet. Dadurch entsteht ein fließender Übergang von der Theorie zum praktischen Training. Die theoretischen Kenntnisse werden umgesetzt durch kreatives Ausprobieren, Variieren von Techniken (nonverbal und verbal) und Praxisübungen in einem sicheren Raum. Dabei erleben Teilnehmende selbst die Wirksamkeit der erlernten Techniken.
Bei der Kompetenzvermittlung im Umgang mit aggressiven Verhaltensweisen setzen wir auf:
- verbales Deeskalationstraining mit Video-Feedback und Train-the-Trainer-Einheiten
- schonende Vermeidungs-, Abwehr-, Löse- und Fluchttechniken bei Übergriffen durch Klientel
- schonende Begleittechniken und auf eine 4-Stufen Immobilisationstechnik mit Train-the-Trainer-Einheiten
Beim verbalen Deeskalationstraining berücksichtigen wir unterschiedliche Sprachniveaus und subkulturelle Besonderheiten. Das Situationstraining mit anschließender Videoauswertung, sowie einem Nachtraining von Schlüsselsituationen, steigert nachhaltig die Verhaltenskompetenz im Umgang mit abwehrendem, herausforderndem, aggressivem und befremdlichem Verhalten von Klient*innen. Der Schwerpunkt der Fortbildung ist der Praxisbezug (Beispiele der Teilnehmenden) und Training unter Anleitung der Dozent*innen.
Welche Inhalte werden bei einem Deeskalationstraining vermittelt?
Eine Deeskalation kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. So wird sie sehr frühzeitig bereits bei der Entstehung von Aggression eingesetzt, aber auch noch später, zum Beispiel zur Abwehr. Die Inhalte des Deeskalationstrainings thematisieren die unterschiedlichen Stufen der Deeskalation.
Verhinderung der Entstehung von Gewalt und Aggression
Ein wichtiges Thema beim Deeskalationstraining ist, die Entstehung von Gewalt und Aggression zu verhindern (Deeskalationsstufe 1). Bei deeskalierenden Maßnahmen ist es wichtig, so früh wie möglich zu beginnen. Bedrohliche Situationen sind am besten in ihrem Anfangsstadium zu bewältigen. Hier erfahren Teilnehmende zum Beispiel:
- Welches Verhalten ist als Aggression oder Gewalt einzuordnen?
- Welche möglichen Ursachen gibt es für Aggression und Gewalt?
- Durch welche Frühwarnsignale lassen sich beginnende Konfliktsituationen erkennen?
- Wie lässt sich eine frühzeitige deeskalierende Intervention umsetzen?
Methoden
Um die Verhinderung der Entstehung von Gewalt und Aggression zu trainieren, hat sich die Gruppenarbeit bewährt. Im Fokus stehen dabei eine teilnehmerzentrierte Interaktion und Fallbeispiele zur Reflexion. Auch die Selbstreflexion spielt dabei eine wichtige Rolle.
Veränderung der Sichtweisen und Interpretationen aggressiver Verhaltensweisen
Bei einem Deeskalationstraining erfahren Sie, welche Bedeutung die eigene Interpretation aggressiver Verhaltensweisen hat und wie diese sich verändern lässt (Deeskalationsstufe 2). Wie wir reagieren, hängt stark von unserer eigenen Wahrnehmung ab. Wer Aggression als persönlichen Angriff wertet, reagiert womöglich selbst aggressiv, wodurch sich die Situation verschärft. Im Deeskalationstraining lernen Sie daher, Ihre eigenen Gefühle zu kontrollieren, um professionell auf aggressive Verhaltensweisen reagieren zu können.
Methoden
Die Veränderung der Sichtweisen wird vorwiegend in Dyadenarbeit (zu zweit) oder auch als Gruppenarbeit eingeübt. Auch hier sind die teilnehmerzentrierte Interaktion und Selbstreflektion wichtige Methoden.
Ursachen von Aggression
Auch die Ursachen aggressiver Verhaltensweisen (Deeskalationsstufe 3) werden in einem Deeskalationstraining thematisiert. Auftretender Aggression oder Gewalt liegen stets bestimmte Motive zugrunde, wie zum Beispiel:
- Ängste
- Überforderung
- Kommunikationsversuche
Für eine wirksame Deeskalation ist es eine wichtige Voraussetzung, die dahinter liegenden Auslöser zu verstehen. Denn nur so gelingt es uns, mit der betroffenen Person in Kontakt zu kommen, um beruhigend auf sie einzuwirken.
Methoden
Teilnehmende sollen ein tiefes Verständnis für die Ursachen von Gewalt und Aggression entwickeln. In hochangespannten Situationen ist es jedoch meist nicht möglich, die betroffene Person nach ihren Beweggründen zu fragen. Daher ist eine geschulte Wahrnehmung wichtig, um besser auf Klient*innen eingehen zu können. Um ein Verständnis für aggressive Verhaltensweisen zu entwickeln, eignen sich Arbeiten in der Gruppe und eine teilnehmerzentrierte Interaktion.
Kommunikative Deeskalationstechniken
Um hochangespannten Menschen aus der Situation heraus zu helfen, ist es wichtig, kommunikative Deeskalationstechniken (Deeskalationsstufe 4) anwenden zu können. In diesem Themenfeld lernen Teilnehmende die 12 Grundregeln der Deeskalation mit konkreten Handlungsanweisungen kennen. Dabei wird zum Beispiel empfohlen, Vorwürfe oder Drohungen zu vermeiden. Stattdessen ist es sinnvoller, wertschätzend auf die Bedürfnisse der betroffenen Person einzugehen. Mimik, Gestik und Stimme spielen eine wichtige Rolle, um eine Eskalation zu vermeiden. Auch geeignete Fragetechniken helfen, positiv auf die Situation einzuwirken.
Methoden
Eine erfolgreiche Deeskalation zeigt sich durch eine Abnahme der aggressiven Spannung. Ziel dabei ist ein klärendes oder entlastendes Gespräch, um Lösungen für die aktuelle Not der betroffenen Person zu finden. Die verbalen Techniken dafür werden zum einen durch eine theoretische Einführung vermittelt. Außerdem wird die verbale Deeskalation mithilfe von Videotrainings und -analysen eingeübt. Auch freies Training mit direktem Nachtraining zählt hier zu den Methoden.
Basistechniken
Auf der fünften und sechsten Deeskalationsstufe geht es um patientenschonende Vermeidungs-, Abwehr-, Flucht- und Lösetechniken (ALFI-Techniken). Sie stellen das allerletzte Mittel der Gefahrenabwehr dar und kommen erst dann zum Einsatz, wenn alle anderen Deeskalationsversuche ausgeschöpft sind. Körperliche Interventionstechniken sollen Aggressionshandlungen abwehren, unterbrechen oder beenden. Sie dienen vor allem dem Schutz vor körperlichen oder psychischen Schäden. Dabei lernen Teilnehmende zum Beispiel, Angriffe effektiv abzuwehren, weitere Angriffe zu verhindern oder Immobilisationstechniken umzusetzen. Dabei werden wichtige Handlungskompetenzen aufgebaut, um die Verletzungsgefahr von Klient*innen und Personal zu minimieren. Auch Sicherheitsmaßnahmen sind wichtige Inhalte im Deeskalationstraining.
Methoden
Dieser Teil des Deeskalationstrainings beinhaltet eine theoretische Einführung in die Ethik-Werte-Qualität der ALFI-Techniken und die Verhinderung einer Zweckentfremdung. Außerdem stehen die konkreten ALFI-Techniken im Fokus. Zu den Übungen gehören Aufwärmtraining, Demonstration und Training der Techniken mit Griffkorrekturen.
Tertiärprävention
Bei der Tertiärprävention (Deeskalationsstufe 7) geht es um die kollegiale Erstbetreuung und Nachsorge bei traumatisierten Mitarbeiter*innen. Dabei werden Vorfälle professionell reflektiert und nachbearbeitet, um erneute ähnliche Vorkommnisse zu verhindern.
Methoden
Hier erhalten Teilnehmende eine Kurzdarstellung der kollegialen Erstbetreuung (KEB) und wichtige Studienergebnisse. Außerdem erfahren sie mehr über eine professionelle Nachbearbeitung von Vorfällen. Eine wichtige Methode dabei ist die Sensibilisierung zum Thema. Außerdem stehen ein interaktiver Vortrag und Diskussionen auf dem Programm.
Deeskalationstraining jetzt anfragen
Wir freuen uns über Ihr Interesse an den Inhalten und Methoden unseres Deeskalationstrainings. Haben Sie Fragen an uns oder wünschen Sie ein Angebot? Wir beraten Sie gerne über eine kostengünstige Möglichkeit für ein Deeskalationstraining. Danach erhalten Sie von uns ein an Ihre Institution angepasstes Angebot.